W. (29.10.2018)

Die Welt ist klein, das Leben endlich, wir Menschen winzig und machtlos.
 
Eine Frau rief an und stritt mit mir über das richtige Müllkonzept. Seit 1991 habe ich statistisch gesehen bereits mit jeder oder jedem im Landkreis Böblingen bereits mindestens einmal telefoniert, ausserdem habe ich ein sehr gut ausgeprägtes Langzeitgedächtnis, was viele nicht wissen.
Vom Typ her würde ich sie im Privatleben als eine Mischung aus schwäbisch „Schwertgosch, Schindmähr‘ und Beisszang‘““ einordnen, würde mich also eher fernhalten von einer solchen Person.
Am Ende sollte ein Sperrmüllabholtermin vereinbart werden, und ich sagte beiläufig, dass ich ihren Vater kennen würde. Er sei 2016 nach langer Krankheit verstorben, teilte sie mit.
Im ersten Moment dachte ich „kein Wunder, dass er krank wurde bei einer solchen Tochter“. Doch dieses Urteil steht mir eigentlich nicht zu.
Sie fragte, woher ich ihn kannte. Ich äußerte mich deshalb nicht, da er sehr viel über seine Tochter erzählt hatte. Das will ich für mich behalten.
Offenheit und Ehrlichkeit bedeutet für mich heute nicht, jeder oder jedem alles, was mir auf der Zunge liegt, zu sagen.
Die Kommunikation in über einer halben Million Anrufen in über 27 Jahren hat mich zu dieser Erkenntnis geführt.
W. war übrigens ein kluger Mann, und ich hörte ihm gerne zu zwischen 2006 und 2010.

  

 

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