Zum Tag (05.07.2017)

Im Heute leben

Den Sinn in meinem irdischen Leben, außer der Befriedigung der beiden Naturtriebe Essen und Sex, fand ich auch stets darin, anderen zu erläutern, was ich als richtig und wahr empfinde. Hinzu kamen seit frühester Kindheit ein großer Wissensdurst und natürlich später die Lebenserfahrung im dritten Drittel bereits angekommen. Vielleicht bleibt auch automatisch etwas hängen für die Nachwelt. Im Grunde glaube ich an die Ewigkeit des Lebens. Meine Zeit auf der Erde ist nur eine ganz kurze und dennoch interessante Epoche.

Das Ziel, eine geschlossene Autobiografie bis jetzt vorzulegen, stirbt jedoch allmählich, obgleich es bereits eine Reihe von Rohtexten gibt. Es soll ja denn auch keine seichte nostalgische Beschreibung der Höhen und Tiefen sein. Ob im Rentenalter das Buchschreiben weitergeht, entscheidet Gott, indem er mir Kraft, Gesundheit und Zeit hierfür geben möge. Sie sehen, ein Glauben ist in mir verwurzelt. Der Spielraum, viel nach eigenen Wünschen und Träumen gestalten zu können, ist jedoch gering. Das Schicksal ist oft ein ganz anderes, und es wird maßgeblich auch von den materiellen Möglichkeiten mitbestimmt, auch wenn wir das nur ungern zugeben.

Das Weltall wird in der Sprache der Naturwissenschaftler durch Masse, Raum und Zeit definiert; alle drei Größen sind im wahrsten Sinne des Wortes sehr kostbar. Gehen wir also auch sorgsam damit um. Die Masse könnte auch der materielle Reichtum an Gütern oder das Körpergewicht sein. Der Raum ist unsere Wohnung oder dort, wo wir oft sind. Die Zeit wird durch Uhren ge- und bemessen, aber sie läuft leider nur in eine Richtung ab, was ganz schön gemein ist.

Oft im Leben war es so, dass ich gerne den schönen Augenblick festhalten wollte, aber es gelang nicht. Die schönsten Stunden meines Lebens verbrachte ich mit Musik in Gesellschaften oder mit mir allein. Heute weiß ich inzwischen, dass jetzt der schönste Moment im Leben ist, wenn diese Zeilen entstehen.

Dennoch wächst aus der Analyse der Vergangenheit die Fähigkeit, die Trivialitäten der Gegenwart und die Ungewissheit der Zukunft ertragen zu können. Und das können wir üben. Neben meinen familiären Bindungen sind es inzwischen Freundinnen und Freunde, die ich mir selbstbestimmt und freiwillig ausgesucht habe, die meinen Lebensrhythmus wesentlich mitbeeinflussen und prägen.

Ursprünglich wollte ich Stories mit der Kindheit beginnend aufschreiben. Aber wen das wirklich interessiert, ist fraglich. So interessant war mein Lebenslauf denn auch wieder nicht.

Wie sieht es jedoch heute in der Welt aus? Ganz schön mies, und es geht steil bergab mit der Menschheit. Es fehlt an Bildung und Gerechtigkeit, so dass die Wahrscheinlichkeit, dass die Menschheit überleben wird, fast schon gegen null geht. Der menschliche Organismus wird nicht in der Lage sein, die Geschwindigkeit der von Menschenhand exponentiell beschleunigten Evolution mitmachen zu können. Die Anpassungsmechanismen sind viel zu langsam. Die Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen wird irreversibel und gigantisch sein. Tiere und Pflanzen können eventuell noch etwas länger leben, aber wir Menschen wird es in wenigen Generationen wohl nicht mehr geben.

Das sehe ich dann mit großen Augen vom Himmel aus und Gott wird zu mir sagen: „Ich hatte ihnen eine Chance gegeben, die sie nicht genutzt haben.“

An dieser Stelle möchte ich als studierter Physiker und Ökologe hier keine naturwissenschaftlichen Abhandlungen bringen oder zitieren, aber irgendwie ist es schade, wenn unsere Kinder und Kindeskinder es schwerer haben werden im Leben als wir. Ich bin gut durchgekommen, die Bilanz ist gut „unter dem Strich“ betrachtet bis heute.

Aus Datenschutzgründen verzichtete ich hier auf berufliche und private Einzelheiten, aber der Kontakt zur Natur ist nach wie vor das wichtigste. Und wenn es nur ein kleiner gepachteter Schrebergarten oder ein Freisitz im Garten am Haus ist.

Und dennoch bleibt mir ein großes Anliegen, durch meine politischen Aktivitäten, meine  Erkenntnisse aufzuzeigen. Zum Glück habe ich in meiner Partei auch ein intellektuelles Niveau gefunden, was die Mitarbeit erleichtert.

Nach oben