Leitkultur (17.09.2017)

Über die Agonie der deutschen Sprache im Wahlkampf

Für mich interessant war es immer, zu beobachten, welche Sprache grammatikalisch und inhaltlich insbesondere diejenigen verwenden, die sich für eine deutsche Leitkultur vehement einsetzen. Nun hängt ja die korrekte Verwendung und Formulierung auch mit Bildung zusammen. Im zu Ende gehenden Wahlkampf wurde oft genug nicht nur trivial und vereinfachend argumentiert, sondern vielfach beleidigend und drohend, insbesondere im Internet.

Neulich freitags in Holzgerlingen rief uns aus "sicherer" Entfernung einer zu: "Ihr seid so richtiges Dreckspack." Nun wäre dies sicherlich justiziabel. Aber sollen wir einem Rentner, der nie gelernt hat, sich kniggegerecht auszudrücken, auch noch durch eine Geldstrafe seine schmale Rente kürzen lassen? Das fiele mir schwer. Und ihn zurück auf die harte Schulbank schicken, lohnt in diesem Falle offenkundig nicht mehr.

Ich hoffe nur, daß im nächsten Deutschen Bundestag nicht das Niveau weiter absinken wird. Der Verrohung der Sprache folgen Spaltungen und Verwerfungen der Gesellschaft. Doch nicht nur in Deutschland und Europa beobachten wir diesen Trend, daß niveaulose Rechtspopulisten geschichtlich rückwärtsgewandt auf dem Vormarsch sind, sondern weltweit setzen sich Unfrieden durch Unbildung und Unwissenheit fort; die Menschen wählen sogar mehr oder weniger freiwillig Putin, Orban, Erdogan und Trump.

Ich hoffe nur, daß meine fünf Enkelkinder eine gute Bildung und Ausbildung erfahren werden; einer wurde gerade eingeschult. Neben ihm wird ein Kind mit kroatischem Wurzeln der Eltern sitzen. Sie werden sich verstehen, so wie auch in der Fußballjugend schon.

Detlef Reppenhagen, Weil der Stadt

 


 

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